04941 / 5011
Am Ellernfeld 10, 26603 Aurich
Folgen Sie uns:

Kein Ostfriesen-Witz – Aurich kann Deutscher Meister werden

20.11.2022 11:23

Aurich - Die Bundesliga ist für die SpVg Aurich schon lange kein Abenteuer mehr, sondern Fußball-Alltag. Im fünften Jahr in Folge spielen die B-Juniorinnen in der höchsten deutschen Spielklasse. Einen Spieltag vor Ende der Hinserie sind die Auricherinnen Tabellenführer der Staffel Nord/Nordost. Am Samstag, 26. November, kommt es im nächsten Spiel auf dem Ellernfeld zum Gipfeltreffen mit dem Tabellenzweiten VfL Wolfsburg. Spielen die „Ladies in red“ weiter so erfolgreich, könnten am Ende der Saison noch viel größere Spiele folgen. Die SpVg Aurich Deutscher Meister? Was wie ein Ostfriesen-Witz klingt, ist vielleicht mehr als nur ein Traum.

„Wir haben die realistische Chance uns für das Halbfinale der Deutschen Meisterschaft zu qualifizieren. So viel kann ich nach fast der Hälfte der Spiele sagen“, erklärt Trainer und Aurichs Bundesliga-Architekt Stefan Wilts auf Nachfrage. Sieben der acht Spiele wurden gewonnen, nur die Partie beim SV Meppen 0:1 verloren. Mit dem 2:1-Sieg am Wochenende bei Hertha Zehlendorf konnte ein Verfolger auf Distanz gehalten werden.

 

Deutsche Meister seit dem Jahr 2000

 

Seit dem Jahr 2000 ermitteln die B-Juniorinnen in Deutschland Deutsche Meister. Zunächst gab es Ausscheidungsspiele zwischen den Regionalmeistern und manchen Vizemeistern. Mit Einführung der U17-Bundesliga in der Saison 2012/2013 wurde das Prozedere verändert.

Seither wird in den drei Staffeln Nord/Nordost, West/Südwest und Süd zunächst eine reguläre Saison absolviert. Die jeweiligen Staffelmeister erreichen ebenso das Halbfinale wie ein Tabellenzweiter. Welcher das ist, hängt vom Abschneiden der Staffelteilnehmer bei den Entscheidungsspielen in den Vorjahren ab. „Die Staffel, die Deutscher Meister wird, erhält drei Punkte, der Vizemeister zwei und der ausgeschiedene Halbfinalist einen Zähler“, erklärt Wilts. In dieser „Dreijahres-Tabelle“ steht die Nord/Nordost-Staffel meist vorne. Von den zehn Deutschen Meistern seit Einführung der Bundesliga gehörten fünf zu der nördlichen Staffel. Mit dem VfL Wolfsburg (2018, 2019) und Hamburger SV (2022) waren die vergangenen drei Titelträger sogar allesamt norddeutsch. 2020 und 2021 gab es wegen der Corona-Pandemie keinen Deutschen Meister.

 

Auch als Zweiter Chance auf DM-Titel

 

Stefan Wilts hat für die Nord/Nordost-Erfolge eine simple Erklärung. „Unsere Staffel wird als etwas stärker angesehen“, sagt der Erfolgstrainer. So stellt die Aurich-Liga auch diese Saison zwei Halbfinalisten. Der Staffelmeister und der Zweite dürfen in den Hin- und Rückspielen im Mai dabei sein. Die Paarungen sollen in nächster Zeit ausgelost werden. Ebenso der Gastgeber eines Endspiels, das im Juni 2023 stattfindet.

Im Norden kämpfen nach derzeitigem Stand Aurich, Wolfsburg, Meppen und Zehlendorf um die zwei Halbfinal-Tickets. Im Süden sieht es momentan nach Eintracht Frankfurt oder Bayern München, im Westen läuft es auf Bayer Leverkusen, 1. FC Köln oder FC Gütersloh hinaus.

 

Unglaubliche Entwicklung in Aurich

 

Ein deutscher Meistertitel ist vor allem etwas für das Prestige. Seinen Platz auf der Karte im U17-Fußball hat sich die SpVg Aurich aber auch ohne Meisterschale längst gesichert. Nach dem Aufstieg 2017 gelang in der ersten Saison noch mit einer Art Nordwest-Auswahl und einigen Ostfriesinnen der Klassenerhalt. Sie ebneten den Weg für etwas, das auch Stefan Wilts nicht vorhersehen konnte. „Dass wir fünf Jahre später Tabellenführer sind und Chancen haben, um die Deutsche Meisterschaft mitzuspielen, hätte ich damals nicht für möglich gehalten.“

Längst hat sich Aurich als sehr gute Adresse für Auswahlspielerinnen aus der ganzen Republik und manchmal auch dem Ausland einen Namen gemacht. So wechselten im Sommer auch eine Französin und eine Spanierin ans Ellernfeld. Mit den Jahren bestand die Mannschaft aus immer weniger Ostfriesinnen. In dieser Spielzeit gehört keine mehr zum Team. Doch in den Jahrgängen darunter wird intensiv daran gearbeitet, dass sich das auch mal wieder ändert.

Frauen mehr als Regionalliga?

 

Aber selbst wenn es mal wieder ein paar Mädchen aus Aurich, Emden oder Leer ins Bundesliga-Team schaffen: Das Gros stellen die auswärtigen Talente, die in Aurich in Wohngemeinschaften leben und hier auch zur Schule gehen. In diesem Jahr wohnen nur Ana-Carolin Hoffmann (Jever), Ronja Watermann und Vivien Koch (beide Ammerland) bei ihren Eltern, der Rest dank der finanziellen Unterstützung der Eltern und humanen Preisen in WG’s.

Einige von ihnen bleiben auch nach dem Ende der U17-Zeit in Aurich, machen ihr Abi und wechseln ins Frauenteam, für das die Oberliga nur eine Zwischenstation auf dem erhofften Weg in die Regionalliga sein soll. Und auch bei den Frauen setzt Stefan Wilts keine Grenzen: „Wir sagen nicht, bis dahin und nicht weiter. Man muss immer sehen, wie sich alles entwickelt. Bei der U17 ging es die vergangenen Jahre zum Glück immer weiter nach vorne. Das hängt aber immer auch von den Jahrgängen ab.“

Auch nächste Saison wird Aurich den Bundesliga-Standort halten können, das lässt sich jetzt schon prophezeien. Nur die Hälfte des Teams verlässt im Sommer altersbedingt die U17 – und ganz vielleicht ja sogar als Deutscher Meister.

 

Quelle: OZ-Online

Sie sind hier: