Gegen Hertha Zehledorf feierten die B-Juniorinnen der SpVg Aurich ihren ersten Bundesliga-Sieg. Die Saison in der 1. Liga wird für die Ostfriesinnen alles andere als ein finanzielles Wagnis. Aurich - Der Gegner aus Berlin reiste mit einem edlen schwarzen VIP-Reisebus an, das Schiedsrichter-Team aus Schleswig-Holstein kommunizierte per Headset und ein Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes stand vorsorglich am Spielfeldrand bereit: Auf dem Auricher Ellernfeld war Sonnabend einiges anders als üblich. Die Heimspielpremiere der SpVg Aurich in der B-Juniorinnen-Bundesliga (Staffel Nord/Nordost) nach dem sensationellen 1:1 beim Deutschen Meister VfL Wolfsburg hätte dann auch besser nicht laufen können. Weltmeister-Klub und Mitaufsteiger Hertha 03 Zehlendorf wurde vor 250 Zuschauern 2:0 besiegt. Beim Berliner Traditionsverein lernte so mancher spätere Star das Fußballspielen – so auch die Weltmeister Pierre Littbarski (1990) und Ariane Hingst (2007). „Wir sind zufrieden und freuen uns über diesen gelungenen Start“, sagte das Auricher Trainerduo Stefan Wilts und Ingrid Feldkamp. Nach dem historischen ersten Bundesligasieg sollten sich die Ostfriesinnen die Tabelle fürs Vereinsmuseum ausdrucken. Aurich ist nach zwei Spieltagen Vierter vor so klangvollen Namen wie SV Meppen, Werder Bremen oder Hamburger SV. Davon lässt sich Wilts jedoch nicht blenden: „Es werden noch andere Zeiten und Gegner kommen. Für uns geht es darum, zwei Teams hinter uns zu lassen – und damit die Klasse zu halten.“ Einen Mitkonkurrenten konnten die Ostfriesinnen Sonnabend schon mal besiegen, nachdem Jana Frieling (51.) und die kurz zuvor eingewechselte Finja Cording (60.) zwei mustergültige Konter und Zuspiele von Mareike Assing sowie Jana Frieling vollendet hatten. „Wir hatten viel mehr Ballbesitz. Das ist eine ärgerliche Niederlage“, klagte Gäste-Trainerin Chantal Hoppe. Sie hatte sich mit ihren Trainerkollegen und dem Team Freitag nach der Schule in Berlin in den Bus gesetzt. Nach einer Übernachtung in Worpswede bei Bremen ging es Sonnabend weiter nach Ostfriesland. „In Aurich war leider alles ausgebucht.“ In der Tat hatten die Berlinerinnen mehr Spielanteile. „Wir haben bewusst auf Konter gesetzt und in der Vorbereitung intensiv an unserem Defensivverhalten gearbeitet. Ich denke, dass hat man gesehen“, sagte Stefan Wilts. So erarbeiteten sich die Gäste durch Aurelia Haesler nur eine einzige klare Chance. Bei der lag allerdings das 0:1 in der Luft. Die Nummer zehn hatte die sichere Sontka Iwwerks schon umkurvt, als die Torhüterin aus der Krummhörn der Berlinerin noch im letzten Moment spektakulär den Ball vom Fuß spitzelte (43.). So waren die Auricherinnen wesentlich gefährlicher. Neben den toll herausgespielten Toren hatten Mareike Assing (16./ 76.) und Jana Frieling (25.) drei weitere klare Chancen für einen Treffer. „Ich denke, der Sieg ist verdient. Auch, weil wir konditionell nicht eingebrochen sind“, freute sich Stefan Wilts. Der Trainer, der auch Geschäftsführer ist, reist mit seinem Team nächste Woche „um die Ecke“ nach Meppen. Dann folgen Fahrten nach Neubrandenburg, Magdeburg oder Potsdam. Finanziell ist der Sprung in die höchste deutsche Spielklasse mit Reisen durch acht Bundesländer kein Wagnis. „Man bekommt als Verein sehr viel Unterstützung und viele Zuschüsse vom DFB.“ Zusätzlich bringt ein neuer großer Hauptsponsor auch noch Geld in die Kasse. „Aber deshalb spielen wir ja nicht 1. Liga. Wir wollen die Herausforderung.“ Das gilt auch für Hertha Zehlendorf, den Traditionsverein aus der Hauptstadt: „Das Ganze ist ein großes Abenteuer“, sagte Trainerin Chantal Hoppe kurz bevor sie zur siebenstündigen Rückfahrt in den edlen schwarzen Bus stieg. Aurich: Iwwerks; Wiltfang, Hillje, Rothkegel, Poppinga, Frieling (69. Funk), Assing (80. Braje), Waldecker, Schüller, de Vries, Frisch (57. Cording) Tore: 1:0 Frieling (51.), 2:0 Cording (60.) Quelle und Bildquelle: www.oz-online.de