DFB-Pläne sorgen für Bauchschmerzen
27.01.2021 10:37
VON MARCO LINDENBECK - Ostfriesische Nachrichten Aurich. Der Amateur-Fußball in Ostfriesland ruht seit mittlerweile drei Monaten. Ein Ende der Corona-Zwangspause scheint nicht in Sicht, doch auf einer weitaus höheren Ebene wird der Ball demnächst wohl wieder rollen. Am Dienstagabend diskutierten Vertreter des Deutschen-Fußball-Bundes mit den Trainern der 35 Bundesliga-Mannschaften über eine Fortführung der unterbrochenen Saison. An der Videokonferenz nahm auch Stefan Wilts teil. Er ist für die Auricher B-Juniorinnen verantwortlich, die in der Bundesliga-Nordost spielen. „Viele Vereine sehen eine Fortsetzung der Saison kritisch, doch der DFB hält an seinen Plänen fest“, sagte Wilts am Tag nach der Konferenz. DFB geht es um die Förderung von Talenten Der Plan des mitgliederstärksten Verbandes der Welt sieht vor, die Saison innerhalb von zwölf Wochen komplett auszuspielen. Der Zeitpunkt der Wiederaufnahme ist noch unklar, die Mannschaften sollen zuvor eine dreiwöchige Vorlaufzeit bekommen, um sich auf die Fußballspiele vorzubereiten. Dies gilt auch für die Zweite Bundesliga der Frauen sowie für die Mannschaften der A- und B-Junioren-Bundesliga. Bereits gestern wurde die Beschlussfassung dem zuständigen DFB-Ausschuss vorgelegt, die Zustimmung des DFB-Präsidiums ist wohl nur noch Formsache. Dem DFB geht es um die Förderung der Talente. Deshalb müssten die Spielzeiten in den höchsten Ligen beendet werden. Wilts vermutet, dass die Vereine mit Leistungszentren auch ein wenig Druck ausgeübt hätten. Das Argument der Talentförderung lässt Wilts nur bedingt gelten. „Die Auswahlmannschaften des DFB haben ja auch nicht trainiert“, sagt Wilts. Für eine Fortführung der Saison hat eine DFB-Arbeitsgruppe ein 50-seitiges Hygienekonzept entworfen, das im Wesentlichen an das Konzept der Profis angelegt ist. Es sieht vor, dass die Spielerinnen einmal pro Woche einen Coronatest über sich ergehen lassen müssen. 90 Minuten vor einem Spiel folgt ein weiterer Test. Die Spielerinnen sollen ihre Wohnungen nur noch zu schulischen, gesundheitlichen oder sportlichen Aktivitäten verlassen. Selbst das Einkaufen soll von Dritten übernommen werden. Zuschauer werden nicht zugelassen. „Das Konzept ist im Grunde gut durchdacht, das fanden auch die Trainerkollegen. Doch es bleiben auch Fragen offen“, sagt Wilts. Deshalb hat sich der Trainer der SpVg-Juniorinnen gleich am Tag nach der Videokonferenz an seinen Computer gesetzt und Fragen an den DFB formuliert. Wie wäre es zum Beispiel, wenn die SpVg zum Auswärtsspiel nach Jena fährt, im Hotel untergebracht wird, und am nächsten Tag erfährt, dass die Partie ausfällt, weil eine Spielerin positiv getestet wurde? „Wer übernimmt dann die Mehrkosten?“, fragt sich Wilts. Kostenfrage ist aber geklärt Geklärt ist dagegen die Frage nach der Kostenübernahme für die Corona-Tests. Der Deutsche Fußball-Bund übernimmt die Kosten und hat bereits 50000 Schnelltests geordert. Die Kosten für die Vereine liegen nach Schätzungen von Wilts bei rund 3600 Euro. Gut, dass der DFB zahlt. Denn: „Die Vereine hätten das sonst nicht mitgemacht“, sagt Wilts. Auch die Frage der Haftung scheint geklärt. Einige Vereinsvertreter hatten sich in dem Chat gefragt, was wäre, wenn Eltern bei einer Corona-Erkrankung ihrer Kinder klagen würde. Der DFB verwies in dieser Frage auf die Sportversicherung. Und ohnehin sei das Konzept mit der Berufsgenossenschaft und der Politik abgestimmt. Die Professorin einer Uniklinik war ebenfalls der Videokonferenz zugeschaltet und hätte laut Wilts noch einmal verdeutlicht, dass sich bislang niemand nachweislich auf einem Fußballplatz angesteckt hätte. Für Wilts ein schwaches Argument. „Bei Hunden gibt es auch keine Garantie. Da heißt es auch oft, der hat noch nie jemanden gebissen.“ Sieben Spielerinnen zurzeit in der Heimat Wenn das DFB-Präsidium das Zeichen für die Wiederaufnahme gibt, geht es ganz schnell. Trainer Wilts muss dann sieben Spielerinnen aus ihrer Heimat zurückrufen. Viele andere wohnen weiterhin in ihren Wohngemeinschaften in Aurich. Selbstverständlich haben die Mädchen eine Grundfitness, Wilts hatte Trainingspläne entworfen und verschickt. Doch die Fußballerinnen haben seit Monaten nicht mehr gespielt oder mit der Mannschaft trainiert. Stefan Wilts war, wie einige andere Trainerkollegen auch, für eine Annullierung der laufenden Saison. „Dann hätten wir später einfach noch einmal von vorne anfangen können“, so Wilts. Schließlich könne sich auch in der Zweiten Liga nach nur vier absolvierten Spielen als verdienter Aufsteiger fühlen und Ansprüche anmelden. Wilts hofft auf den August für einen relativ normalen Saisonstart. „Wir würden alle gerne zurückkehren auf den Platz, aber es gibt wichtigeres als den Fußball. Zunächst muss die Zahl der Infektionen runter. Im Sommer gibt es dann auch viel mehr Menschen, die eine Impfung erhalten haben“, sagt der Trainer der Sportvereinigung Aurich.